Es war einer der ersten schönen
sonnigen Sonntage. Meine geliebte Frau lag, nach einer langen
Nachtschicht, dezent schnarchend im Bett. Am Fußende aalt sich unser
elfengleicher Kater, der leider die Ausmaße und das Gewicht eines
jugendlichen Säbelzahntigers hat. Eigentlich hätte ich schön noch
etwas dösen können und mein inneres Säbelzahnmamut zerrte auch
schwer an mir, aber schließlich gewann die Sonne. Raus aus dem Bett,
rein in die Sportklamotten und rauf aufs Rad.
Es war ja noch nicht heiß, also konnte
Bronto ruhigen Gewissens auf einen passenden Sonnenschutzfaktor
verzichten. Auch Wasser in größeren Mengen war nicht von Nöten. Es
war wirklich schön und ich hatte Zeit ins Blaue zu radeln. Zunächst
ein Stück über meine geliebte aber in der letzten Zeit
vernachlässigten Laufstrecke, dann am Rhein entlang. Hersel,
Wesseling, da geht es leider dann hoch auf die Landstraße. Der
Landstraße folgend bis Rodenkirchen. Zurück zum Rhein und am Rhein
entlang wieder Richtung Bonn.
So langsam fing der Popo an zu drücken.
So ein Bronto ist halt kein Kolibri. Ich bin nicht nur ein vegan
badass, ich hatte jetzt auch einen vegan
badass. Auch der Rücken meldete sich ab und zu und der Durst und die
Muskeln, die sich irgendwie leer anfühlten. Alles in allem war es
aber ein schöner Ausflug, auch wenn ich gegen Ende immer häufiger
schieben musste. (Wegen des badass.)
Zuhause angekommen hatte ich die Lacher
auf meiner Seite.Während der Tour waren die Ärmel des T-Shirts, die
Beine der Shorts nach oben und die Socken nach unten gewandert. Das
Ergebnis kennt jeder. Ein rot verbrannter Ring eine Hand breit über
dem Ellenbogen, eine Hand Breit oberhalb des Knies und eine Hand
breit über dem Knöchel.
Lernerfolg? Keiner!
Zwei Tage später, die Temperaturen
klettern auf 30°C, die roten Ringe pellten sich und das Sitzen
klappte wieder normal. Es war ein blöder Tag im Büro gewesen. Ich
hatte den ganzen Tag Unmengen Kaffee getrunken und kaum Wasser. Meine
Frau hatte immer noch Nachtdienst, lag also im Bett als ich nachhause
kam. Also raus aus den Klamotten, Lichtschutzfaktor 30 aufgelegt,
rein in die Laufklamotten und auf die Piste. Dafür hat man
schließlich eine Laufstrecke direkt hinterm Haus. Erst ein paar
Schritte gehen. Dann langsam in Trab kommen. Natürlich wieder viel
zu früh.
Nach 20 Minuten merke ich, dass der
Stress langsam raus ist, die Kraft aber auch. Da ich nichts zu
trinken bei mir habe oder um mich abzukühlen bleibt mir nichts über,
als den Rückweg im zügigen Schlenderschritt zurück zu legen und
möglichst im Schatten zu bleiben. Ich habe auch das genossen, vom
Trainingseffekt war es jedoch glaube ich unsinnig.
Als ausgewachsene gelehriger Bronto
habe ich natürlich auch daraus gelernt. Für den Farbenlauf in Köln
hatte ich mich ordentlich eingeölt und hatte auch zwei
0,5-Litter-Flaschen Wasser dabei. Die waren allerdings bereits um
kurz nach 9 leer. Gegessen hatte ich noch nichts, weil ich zuhause
keine Zeit hatte und auf dem Weg nichts vernünftiges gefunden habe.
Von ungefähr 9:30 bis 11:00 habe ich im Startbereich gestanden.
Pralle Sonne, kein Schatten. Und dann ging es los. Schneckentempo im
Gedränge, leichter Trab
bis zum ersten Farbpunkt. Leichte
Kopfschmerzen machen sich bemerkbar. Eine riesen Gaudi, sich so
richtig mit Farbe einsauen zu lassen. Zwischendurch sogar ein Anflug
von richtigem Laufen. Doch dabei wird der Kopfschmerz direkt
heftiger. Am Ziel angekommen merke ich mehr und mehr, dass ich
nachhause muss. Also bunt wie ich war entlang der Laufstrecke bis zum
Bahnhof, ab in den Zug und Richtung Heimat. Ein paar Gothiks, die mir
entgegen kommen wechseln die Farbe und müssen fast kotzen. Ein alter
Bronto in kurzen weißen Klamotten und auch noch total bunt
eingesaut. Da bleiben sie doch lieber im Knöchellangen schwarzen
Staubmantel und schweren Stiefeln. So knalle bunt bin ich dann auch
nachhause gekommen. Meine Frau und mein Sohn haben noch ein paar
Fotos gemacht und dann ab unter die Dusche. Wie versprochen ging die
Farbe ganz gut ab. Was jedoch auch nach ausgiebigem Schrubben blieb –
eine weiße Stelle wo das Stirnband war und ein leuchtend roter
Skalp. Ausgerechnet ich, der seine Bronto-Blitzbirne eigentlich immer
mit einer Kappe schützt stellt sich Stunden lang nur mit einem
Stirnband in die Sonne.
Mit Brecht könnte man sagen:
Das
Gedächtnis der Brontos
für
erduldete Leiden ist erstaunlich kurz.
Ihre
Vorstellungsgabe für kommende
Leiden
ist fast noch geringer.