Montag, 22. Juli 2013

Alter schützt vor Torheit nicht.


Bild mir Vegan Badass T-ShirtEs war einer der ersten schönen sonnigen Sonntage. Meine geliebte Frau lag, nach einer langen Nachtschicht, dezent schnarchend im Bett. Am Fußende aalt sich unser elfengleicher Kater, der leider die Ausmaße und das Gewicht eines jugendlichen Säbelzahntigers hat. Eigentlich hätte ich schön noch etwas dösen können und mein inneres Säbelzahnmamut zerrte auch schwer an mir, aber schließlich gewann die Sonne. Raus aus dem Bett, rein in die Sportklamotten und rauf aufs Rad.
Es war ja noch nicht heiß, also konnte Bronto ruhigen Gewissens auf einen passenden Sonnenschutzfaktor verzichten. Auch Wasser in größeren Mengen war nicht von Nöten. Es war wirklich schön und ich hatte Zeit ins Blaue zu radeln. Zunächst ein Stück über meine geliebte aber in der letzten Zeit vernachlässigten Laufstrecke, dann am Rhein entlang. Hersel, Wesseling, da geht es leider dann hoch auf die Landstraße. Der Landstraße folgend bis Rodenkirchen. Zurück zum Rhein und am Rhein entlang wieder Richtung Bonn.
So langsam fing der Popo an zu drücken. So ein Bronto ist halt kein Kolibri. Ich bin nicht nur ein vegan badass, ich hatte jetzt auch einen vegan badass. Auch der Rücken meldete sich ab und zu und der Durst und die Muskeln, die sich irgendwie leer anfühlten. Alles in allem war es aber ein schöner Ausflug, auch wenn ich gegen Ende immer häufiger schieben musste. (Wegen des badass.)
Zuhause angekommen hatte ich die Lacher auf meiner Seite.Während der Tour waren die Ärmel des T-Shirts, die Beine der Shorts nach oben und die Socken nach unten gewandert. Das Ergebnis kennt jeder. Ein rot verbrannter Ring eine Hand breit über dem Ellenbogen, eine Hand Breit oberhalb des Knies und eine Hand breit über dem Knöchel.


Lernerfolg? Keiner!

Zwei Tage später, die Temperaturen klettern auf 30°C, die roten Ringe pellten sich und das Sitzen klappte wieder normal. Es war ein blöder Tag im Büro gewesen. Ich hatte den ganzen Tag Unmengen Kaffee getrunken und kaum Wasser. Meine Frau hatte immer noch Nachtdienst, lag also im Bett als ich nachhause kam. Also raus aus den Klamotten, Lichtschutzfaktor 30 aufgelegt, rein in die Laufklamotten und auf die Piste. Dafür hat man schließlich eine Laufstrecke direkt hinterm Haus. Erst ein paar Schritte gehen. Dann langsam in Trab kommen. Natürlich wieder viel zu früh.
Nach 20 Minuten merke ich, dass der Stress langsam raus ist, die Kraft aber auch. Da ich nichts zu trinken bei mir habe oder um mich abzukühlen bleibt mir nichts über, als den Rückweg im zügigen Schlenderschritt zurück zu legen und möglichst im Schatten zu bleiben. Ich habe auch das genossen, vom Trainingseffekt war es jedoch glaube ich unsinnig.

Als ausgewachsene gelehriger Bronto habe ich natürlich auch daraus gelernt. Für den Farbenlauf in Köln hatte ich mich ordentlich eingeölt und hatte auch zwei 0,5-Litter-Flaschen Wasser dabei. Die waren allerdings bereits um kurz nach 9 leer. Gegessen hatte ich noch nichts, weil ich zuhause keine Zeit hatte und auf dem Weg nichts vernünftiges gefunden habe. Von ungefähr 9:30 bis 11:00 habe ich im Startbereich gestanden. Pralle Sonne, kein Schatten. Und dann ging es los. Schneckentempo im Gedränge, leichter Trab
bis zum ersten Farbpunkt. Leichte Kopfschmerzen machen sich bemerkbar. Eine riesen Gaudi, sich so richtig mit Farbe einsauen zu lassen. Zwischendurch sogar ein Anflug von richtigem Laufen. Doch dabei wird der Kopfschmerz direkt heftiger. Am Ziel angekommen merke ich mehr und mehr, dass ich nachhause muss. Also bunt wie ich war entlang der Laufstrecke bis zum Bahnhof, ab in den Zug und Richtung Heimat. Ein paar Gothiks, die mir entgegen kommen wechseln die Farbe und müssen fast kotzen. Ein alter Bronto in kurzen weißen Klamotten und auch noch total bunt eingesaut. Da bleiben sie doch lieber im Knöchellangen schwarzen Staubmantel und schweren Stiefeln. So knalle bunt bin ich dann auch nachhause gekommen. Meine Frau und mein Sohn haben noch ein paar Fotos gemacht und dann ab unter die Dusche. Wie versprochen ging die Farbe ganz gut ab. Was jedoch auch nach ausgiebigem Schrubben blieb – eine weiße Stelle wo das Stirnband war und ein leuchtend roter Skalp. Ausgerechnet ich, der seine Bronto-Blitzbirne eigentlich immer mit einer Kappe schützt stellt sich Stunden lang nur mit einem Stirnband in die Sonne.

Mit Brecht könnte man sagen:

Das Gedächtnis der Brontos
für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz.
Ihre Vorstellungsgabe für kommende
Leiden ist fast noch geringer.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen